Der Kittenberg und die Familie Reinitzhuber

Mit Kauf- und Leibrentenvertrag vom 1. November 1967 erwarben die Ehegatten Dr. Friedrich und Irmtraut Reinitzhuber das Weingut am Kittenberg. Irmtraut Reinitzhuber verstarb im Jahre 1985 und Dr. Friedrich Reinitzhuber in Jahre 2001. Seither ist Dr. Fritz Reinitzhuber alleiniger Eigentümer dieser Liegenschaft.

In einer Anzeige der „Süddeutschen Zeitung“ vom September 1966 wurde ein SCHÖNER HERRENSITZ in der Steiermark von den Besitzern Weinreich und Mickl zum Verkauf angeboten. Dieses Inserat war für Irmtraut Reinitzhuber von ganz besonderem Interesse, weil sie – geboren in Cilli und aufgewachsen in und um Pettau – mit dem untersteirischen Weinland eng verbunden war. (Dieses Gebiet ist heute ein Teil Sloweniens). Sie entstammt der Familie Ornig, einer angesehenen untersteirischen Bürgerfamilie mit Persönlichkeiten, die in Wirtschaft und Politik eine bedeutende Rolle spielten. So war ihr Großvater Josef Ornig, Abgeordneter zum Steirermärkischen Landtag, viele Jahre Bürgermeister von Pettau und zwar bis zum Jahre 1918 und somit der letzte deutschsprachige Bürgermeister dieser Stadt. Die gesamte Familie wurde aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und die weitläufigen Besitzungen enteignet. Eine Gipsbüste von Josef Ornig steht heute in der Veranda des Herrenhauses am Kittenberg.

In Erinnerung an die verlorene Heimat (u.a. auch ein Gut in der Kollos, siehe Bild) war es ein stilles Anliegen des Ehepaares Reinitzhuber, ein Weingut in der landschaftlich mit der Untersteiermark so sehr verwandten Südsteiermark zu erwerben, weshalb im Inserat eine Chance gesehen wurde, diesen Wunsch zu verwirklichen. Auf ein Schreiben an die Besitzer Weinreich und Mickl langte Ende Oktober 1966 Antwort ein. Am 1. Jänner 1967 fand eine erste Besichtigung statt. Alle Mitglieder der Familie Reinitzhuber sprachen sich für den Erwerb des Weingutes am Kittenberg aus. Nach langen und schwierigen Verhandlungen wurde schließlich am 1. November 1967 der Kaufvertrag abgeschlossen. Die Übergabe fand am 1. Jänner 1968 statt. Neben einem Barbetrag war der Kaufpreis noch durch eine monatliche Leibrente zu begleichen.

Als die Ehegatten Reinitzhuber das Weingut übernahmen, war es wirtschaftlich völlig heruntergekommen: Das Herrenhaus befand sich in einem vernachlässigten Zustand, die Winzerei ist seit Jahren nicht mehr bewohnt gewesen. Auch das Stallgebäude und der Schuppen zeigten Verfallserscheinungen. Die sanitären Verhältnisse waren wegen Fehlens einer Wasserleitung höchst primitiv. Als Wasserquelle stand nur ein mit einer Handpumpe zu bedienender Hausbrunnen zur Verfügung. Von der Gesamtfläche des Gutes sind nur rund drei Hektar als Rebkulturen genutzt worden, und zwar am oberhalb des Herrenhauses gelegenen Hang. Die Reben wurden noch in der veralteten sogenannten Drahtrahmenkultur gezogen. Die übrige Fläche bestand aus etwa vier Hektar Brachland und sieben Hektar dürftig gepflegtem Wald.

Die neuen Eigentümer begannen mit großem Einsatz die Gebäude instand zu setzen. Zuerst wurde die Winzerei bewohnbar gemacht, der Stall renoviert sowie der Schuppen abgebrochen und neben der Winzerei wieder neu aufgebaut. Dann in den Jahren 1971/72 erfolgten die  Instandsetzung und der umfangreiche Umbau des Herrenhauses. Dabei wurde besonders auf den Erhalt der alten Bausubstanz geachtet. Durch Errichtung eines weiteren Brunnens konnte schließlich auch die  Wasserversorgung gesichert werden. Prälat Wagner nahm 1972 die Weihe des sanierten Herrenhauses vor.

Alle landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden in den Jahren von 1968 bis 1972 neu gestaltet. Durch Erdbewegungen und Mauerbauten wurden sieben Hektar landwirtschaftliche Flächen so umgewandelt, dass sich diese nunmehr auch maschinell bearbeitet lassen. Zudem sind durch Wegverlegungen und Tausch von Waldparzellen größere Grundeinheiten geschaffen worden. Im Zuge dieser Umgestaltung erfolgte der systematische Ausbau von modernen Reb- und Obstanlagen in Hochkultur. Alle Kulturen waren mit Kunststoffnetzen überspannt worden, um auf diese Weise Schäden durch Hagelschlag zu vermeiden. Zwischenzeitlich sind allerdings wegen Verschleiß die meisten Netzüberspannungen abgebaut worden.