Das umtriebige Leben des Johann-Georg

Die Wanderschaft des Vaters Benedikt muss sich wohl auch auf zwei seiner Söhne übertragen haben, auf Johann-Georg (geb. 1732) und Josef (geb. 1741). Beide sind unabhängig voneinander in den Süden gezogen, um irgendwo ihren Beruf als selbstständige Metzger ausüben zu können. In den Wanderschaften der beiden jungen Männer sind die Anfänge des Steirischen sowie des Kärntner Zweiges der Familie Reinitzhuber begründet. Im Folgenden soll der von Unruhe geprägte Lebensweg des Johann-Georg näher beschrieben werden.

Er scheint sich schon in jungen Jahren – mehr als zuträglich – in Wirtshäusern aufgehalten zu haben. Jedenfalls hatte er bei sechs Werfener Gastwirten Zech- und Spielschulden in Höhe von 68 Gulden und 38 Schilling. Da er diese nicht bezahlen konnte, beschloss er, auf Wanderschaft zu gehen. Er verließ als 22-Jähriger das Hochheitsgebiet des Erzbistums Salzburg und zog in die Steiermark, die zu den habsburgischen Erbländern gehörte. Im „Ausland“ konnte er wegen seiner Schulden nicht belangt werden. Er dürfte bei verschiedenen Fleischhackern u. a. in Judenburg und zuletzt in Graz als „Mötzkerknecht“ gearbeitet haben.

Mit seinen Ersparnissen wollte er im Jahre 1766 von dem Fleischhauermeister Josef Klein ein Haus in Oberwölz kaufen. In diesem Zusammenhang ist er nach Werfen zurückgekehrt, vielleicht um sich sein Erbe auszahlen zu lassen. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dort nach 12 Jahren wegen seiner alten Schulden belangt zu werden. Er wurde verhaftet und einen Tag in den Schuldturm gesperrt. Der Gerichtprozess am 18. August 1766 endete mit einem Vergleich, in dem ein Bruder und eine Schwester für seine Schulden bürgten. Dieser Vorgang war für unsere genealogische Forschung außerordentlich wichtig, weil hierdurch ein eindeutiger Generationenzusammenhang zwischen der Salzburger und der Steirischen Familie sichergestellt werden konnte.

Am 4. September 1766 heiratete Johann Georg in Graz Catharina Pichler. Eine Woche später strengte er nun seinerseits einen Prozess gegen Josef Klein an, weil dieser zwischenzeitlich seine mit dem Haus erworbene Gegenstände und Fahrnisse verkauft hatte. Johann Georg wollte deshalb vom Kaufvertrag entbunden werden und sein Geld zurückerhalten. Klein musste schließlich den Leihkauf zurückerstatten. Statt nach Oberwölz ist er mit seiner Frau nach St. Peter ob Judenburg gezogen in eine ansehnliche „Behausung samt Stadl, Gärtl und 8 Tagwerk“, die er einige Zeit später käuflich erwerben konnte. Wie aus dem Taufmatrikel seines ersten Sohnes hervorgeht, ist er als „lanis hic“ (als Fleischhauer hierorts) tätig. Insgesamt wurden dort vier Söhne geboren. Von diesen hervorzuheben sind Bartholomäus und Andreas, die beide später außerordentlich erfolgreiche Geschäftleute in Graz waren. Im Übrigen ist Andreas der Begründer der New Jersey-Linie Rein(itzhuber).

Welche Unruhe treibt ihn wohl, von dort  wegzuziehen? Er verkauft die Liegenschaft in St. Peter und kauft 1774 die „Wörgl- oder Plazbauertaverne“ in Großlobming. Er wird nunmehr Gastwirt. 1777 verkauft er dieselbe und kauft die „Lacken- oder Krumpenwirtstaverne“ in Stadl. Eine Tochter wird geboren. 1779 verkauft er die Gastwirtschaft und zieht 1783 nach Graz, wo er wieder als Fleischhackerknecht arbeiten muss. Eine zweite Tochter wird geboren, die aber nach zwei Jahren stirbt. Welche Höhen und Tiefen musste diese Familie über sich ergehen lassen!

Wann und wo er verstarb, konnte bislang nicht ermittelt werden? Vieles über ihn und seine Familie ist immer noch unklar und muss erforscht werden.